Welcome, Guest. Please login or register.
Did you miss your activation email?

Author Topic: [DE] Zwangsrouter  (Read 10260 times)

Offline Lanzi

  • User
  • Posts: 1.779
[DE] Re: Zwangsrouter
« Reply #15 on: 2014/10/07, 00:26:58 »
Mit Zwangsroutern kommen weitere Probleme:

1. Fritzboxen kosten oft Aufpreis, der monatlich als Miete fälig wird
2. Wlan-Option und andere "Gimmicks" wie weitere Geräte kosten Aufpreis
3. Wer haftet für nicht gefixte Sicherheitslücken und daraus entstehende Schaden (z.B. wenn Fremde plötzlich über meinen Anschluss illegales laden?
4. die Vodafoneboxen werden übelst warm, werden also richtig Strom schlucken
5. Zwangsrouter bedeutet, dass man oft dann auch keinen Zugriff auf die eigenen Anschlussdaten, z.B. für Voice over IP hat. Ich bin zwar kein Telefonfreak, kenne aber genug "Telefonanalgenfetischisten", die das als Hobby haben und auch wirklich ne Menge damit können. AUßerdem kann man mit den VoIO-Daten auch seinen Anschluss mal bequen an den Ferienort legen.

Alles in allem ist diese Bevormundung nicht hinnehmbar, weder ökologisch, juristisch und aus technischer Sicht auch nicht. Ich sehe es also nicht ganz so pragmatisch wie Alf.



Offline melmarker

  • User
  • Posts: 2.799
    • g-com.eu
Re: Zwangsrouter
« Reply #16 on: 2014/10/07, 01:52:50 »
Und noch mal - ich sehe da nicht wirklich eine Bevormundung. Um noch mal auf UnityMedia zurückzukommen:
+ Kabel
* dat Zeug is kabelgebunden, die Telefoniesachen am Ferienort fallen erst mal flach
* ich habe die Auswahl zwischen Motorola-Modem (wahrscheinlich nur noch auf Nachfrage), da kommt dann 2x Telefonie und einmal Lan raus - Rest meins
* Billigbox mit Kabelmodem und Router
* bei entsprechendem Tarif Fritz ohne Zusatzkosten
* Verkablung in der Bude einfach, der Fernsehanschluss liegt meist im Wohnbereich. Telefon bei Altbauten oft nicht :)

Zum Thema Sicherheit - irgendwo muss ein definierter Netzübergabepunkt geschaffen werden - und wenn nicht jeder Anbieter den so bietet, wie von mir gewünscht, dann nehme ich einen anderen Anbieter. Wenn es einen anderen Anbieter nicht gibt - verzichten oder sich anderweitig behelfen. Genau das ist Marktwirtschaft. Ich kann als Kunde durchaus entscheiden, für was ich mein Geld ausgebe. Ich kann aber keinem Anbieter vorschreiben, wie seine Dienstleistung an mich auszusehen hat, wenn sein Angebot geltenden Gesetzen entspricht. Im Zweifel sagt der Anbieter mit gutem Recht: Nö, is nich mit uns, wollen wir nicht. Das ist legitim.

Thema Bevormundung: Relevante Daten müssen raus gegeben werden. Meinetwegen auch erst auf direkte Anfrage und meinetwegen auch nur schriftlich per Einschreiben auf schriftliche Anftrage. Was relevant ist, sollte der Gesetzgeber, so möglich festlegen. Mehr nicht. Konstrukte wie: "Ich nutze das ja nicht mal, kenne aber Leute, die das nutzen und jetzt fühle ich mich benachteiligt und bevormundet." lasse ich nicht wirklich gelten. Das ist genau so weit hergezogen wie das Argument für OpenSource, dass jeder den Code inspizieren kann.  Die meisten User finden ihn nicht, wer ihn findet, kann ihn meist nicht lesen, wer diese beiden Hürden überwunden hat, wird das bei 99,99% aller Programme, die er einsetzt, nicht machen. Allein die Möglichkeit, das zu tun ist wichtig. Die Hürden auf dem Weg dahin nicht.
 
Von daher sehe ich diese Versuche, über die Hintertür der Gesetzgebung etwas an diesem Mechanismus zu verändern, sehr kritisch. Aber das ist ein ganz anderes Paar Schuhe.
Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety. (Benjamin Franklin, November 11, 1755)
Never attribute to malice that which can be adequately explained by stupidity. (Hanlons razor)

Offline cryptosteve

  • User
  • Posts: 675
Re: Zwangsrouter
« Reply #17 on: 2014/10/07, 07:00:24 »
Dann kann 1&1 mit "seinem" Router machen was es will, und ich sorge für die Sicherheit meines internen Netzes -hmm, kann man mal drüber nachdenken.
Das interne Netz ist nicht das Problem ... nach innen kannst Du Dich immer abschotten. Aber mit einem Zwangsrouter hast Du keine Kontrolle mehr über das externe Netz. Zwangsrouter sind ja nur der erste Schritt, z.b. zu einer VPN-Sperre für Privathaushalte oder unliebsamen Kunden oder $whatever. Sowas lässt sich auf einem Zwangsrouter per Mausklick aktivieren, während Eingriffe über die provider-eigene Infrastruktur schwerwiegend wären.

Wenn die Zwangsrouter erstmal umgesetzt sind, weckt das aber SOFORT Begehrlichkeiten bei Politik und Content-Industrie.
- born to create drama -
CS Virtual Travel Bug: VF6G5D

Offline bluelupo

  • User
  • Posts: 2.068
    • BluelupoMe
Re: Zwangsrouter
« Reply #18 on: 2014/10/07, 08:50:26 »
Das interne Netz ist nicht das Problem ... nach innen kannst Du Dich immer abschotten. Aber mit einem Zwangsrouter hast Du keine Kontrolle mehr über das externe Netz. Zwangsrouter sind ja nur der erste Schritt, z.b. zu einer VPN-Sperre für Privathaushalte oder unliebsamen Kunden oder $whatever. Sowas lässt sich auf einem Zwangsrouter per Mausklick aktivieren, während Eingriffe über die provider-eigene Infrastruktur schwerwiegend wären.

Wenn die Zwangsrouter erstmal umgesetzt sind, weckt das aber SOFORT Begehrlichkeiten bei Politik und Content-Industrie.
Da kann ich cryptosteve nur zustimmen. Eben diese fehlende Kontrolle über den Roter auf das externe Netz ist nicht ohne Hintergedanken seitens der Politik und Provider enstanden.

@melmarker: Bei KD hast zu zB. keine Möglichkeit fie Fritzboxen per Update auf den aktuellen Stand zu bringen, was bei der letzten Sicherheitslücke ziemlich risikoreich war. KD hat erst nach langen zögern ein Update für die Fritzbox bereitgestellt. Nur mal so bemerkt was dieser Provider für eine Praxis fährt.

Offline ayla

  • User
  • Posts: 1.744
Re: Zwangsrouter
« Reply #19 on: 2014/10/07, 09:43:50 »
Das interne Netz ist nicht das Problem ... nach innen kannst Du Dich immer abschotten.
Mein Anbieter hat einen unkontrollierbaren Vollzugriff auf meinen Router und somit auch auf mein internes Netz -wenigstens muß ich damit rechnen wenn er Softwareupdates trotz abschalten des Fernzugriffs aufspielen kann, woher soll ich wissen welche anderen Schalter auch nur Fake sind? Wie soll ich das da noch abschotten können, ohne jede einzelne interne Kiste und den Datenaustausch dazwischen so abzusichern als würde sie direkt am externen Netz hängen -mit allen Unbequemlichkeiten für den Nutzer. Selbst wenn ich das technisch hinkriege -meine Frau jagt mich mit dem Nudelholz und meine Kinder -wenn sie zu Besuch sind- halten mich für jetzt vollkommen bekloppt wenn sie erst nach einem Sicherheitscheck in das WLAN dürfen -und mit Windows oder Android schon garnicht :)

Eine Kontrolle übers externe Netz hab ich sowieso nicht, auch wenn ein Eingriff z.B. am Kabelverteiler aufwendiger wäre, möglich ist er schon -bei einem Verbot von Zwangsroutern wäre z.B. auch eine providereigene Anschlussdose mit entsprechender Elektronik denkbar die die von Dir beschriebenen Funktionen übernehmen könnte- hier hab ich dann auch nur die Wahl einen anderen Provider zu nehmen.

Dass eine Spy software besser einzuschleussen wäre steht außer Frage wenn ich denn mal auf das Interesse der Politik und Bundestrojaner u. ä. eingehe...

Zu dem Aspekt "Wer ist für die Sicherheit hinsichtlich nicht gefixter Sicherheitlücken etc. zuständig": Mein Provider und nur er, solange ich keine Passwörter rausgebe. Das ist sein Endgerät, wenn er es zulässt daß Hinz und Kunz darauf zugreifen können ist das sein Problem.

Je mehr ich drüber nachdenke desto weniger Alternativen sehe ich zu einem Router hinter dem, dann nur noch als Kabelmodem laufenden, providereigenen Router.

Gruß
ayla

Offline cryptosteve

  • User
  • Posts: 675
Re: Zwangsrouter
« Reply #20 on: 2014/10/07, 10:10:01 »
Wie soll ich das da noch abschotten können, ohne jede einzelne interne Kiste und den Datenaustausch dazwischen so abzusichern als würde sie direkt am externen Netz hängen -mit allen Unbequemlichkeiten für den Nutzer.

In dem Du einfach eine zweite Kiste mit Switch hinter den Router hängst und das selbst machst. Läuft hier zur vollen Zufriedenheit und der Router bekommt vom LAN-Traffic überhaupt nichts mit.

Aber auch der Konstellation könnte man Richtung WAN einen Riegel vorschieben und einfach NAT-Pakete blockieren oder - schlimmer noch - später bei IPv6 einfach nicht durchlassen.

Edit: Quotes repariert
- born to create drama -
CS Virtual Travel Bug: VF6G5D

Offline ayla

  • User
  • Posts: 1.744
Re: Zwangsrouter
« Reply #21 on: 2014/10/07, 10:28:07 »
arrgghh.. Ich hab gerade die Einstellmöglichkeit wieder gefunden. Anscheinend wurde beim Update die Oberfläche von "erweitert" zu "standard" zurück gesetzt, dann sind die betreffenden Reiter weg. Und der Umschalter ist in Minischrift in der Fußzeile...

Jetzt frag ich mich halt nur noch was ich von der Wirksamkeit des  wieder gefundenen Schalters halten soll...

@ Cryptosteve: Mein gesamtes WLAN läuft über die Box, also der komplette Datenaustausch, intern wie extern, statt nem switch brauch ich dann halt einen WLAN-Router....

Offline cryptosteve

  • User
  • Posts: 675
Re: Zwangsrouter
« Reply #22 on: 2014/10/07, 10:37:46 »
@ Cryptosteve: Mein gesamtes WLAN läuft über die Box, also der komplette Datenaustausch, intern wie extern, statt nem switch brauch ich dann halt einen WLAN-Router....
Genau, mit einem zweiten Router würde es auch gehen. Ich habe dafür nur einen WLAN-Stick und hostapd und mach das ganze WLAN damit auch selbst. Zusätzliche WLAN-Router habe ich nur für Gastzugänge und Freifunk.
- born to create drama -
CS Virtual Travel Bug: VF6G5D

Offline ayla

  • User
  • Posts: 1.744
Re: Zwangsrouter
« Reply #23 on: 2014/10/07, 11:52:37 »
Jedenfalls hat mir die bisherige Diskussion (und auch das Nachdenken über meine Probleme diesen Schalter zu finden sowie das nicht authorisierte Sicherheitsupdate) klar gemacht das die FSFE hier wohl keineswegs übertreibt, und daß ich -selbst dann wenn obiges nur auf meine Dusseligkeit zurückzuführen wäre, was ich nicht ausschließen kann,  nur dann einigermaßen auf der sicheren Seite sein kann wenn ich meine Hardware selber wähle, wenn die Software offengelegt ist und ich die vollständige Kontrolle -und damit aber auch die Verantwortung für die Sicherheit meines Anschlusses- selbst übernehmen kann...

Offline bluelupo

  • User
  • Posts: 2.068
    • BluelupoMe
Re: Zwangsrouter
« Reply #24 on: 2014/10/07, 12:27:59 »
@ayla: genauso denke ich auch. Womit man sich natürlich auch noch beschäftigen muß ist die Konsequenz, wenn der Provider meiner Wahl eben diese Vorausetzungen nicht (sprich freie Routerwahl) mehr erfüllt. Das heißt dann schon mal eine Kündigung eines DSL- bzw. Kabelanschlusses auszusprechen und zur Konkurrenz wechseln, das evtl. auch mit Mehrkosten verbunden ist.
« Last Edit: 2014/10/07, 15:31:54 by bluelupo »

Offline ayla

  • User
  • Posts: 1.744
Re: Zwangsrouter
« Reply #25 on: 2014/10/07, 12:45:13 »

mxmehl

  • Guest
Re: Zwangsrouter
« Reply #26 on: 2014/10/18, 00:05:13 »
Schade, ich war zwei Wochen im Urlaub und konnte hier leider nicht mitdiskutieren.

Ich habe eine Zeit lang für die FSFE gearbeitet und bin noch heute tief in der Routerzwang-Sache drin. Daher kann ich ohne Eigenlobhudelei sagen, dass wir nicht übertreiben und nicht über's Ziel hinausschießen.

Was mir persönlich Angst bei diesem Thema macht, ist nicht die Gegenwart. Mit VPN, Switches und NAT-Routern dahinter und etwas Paranoia kann ich die meisten momentanen Probleme von Zwangsroutern umgehen oder stark abmildern. Doch was, wenn der Routerzwang gesetzlich verankert/toleriert ist, wie es BNetzA und BMWi momentan zulassen? Meint Ihr, es gäbe dann noch Alternativen?
Zwangsrouter sind billiger für ISPs und die wenigen User, die sich um freie Routerwahl scheren, haben keinen relevanten market share, um mit einem Anbieterwechsel Druck ausüben zu können.

Für jede neue Funktion, die in Routern integriert wird, muss ich dann einen neuen Workaround finden. Möchte ich in zehn Jahren meinen Kühlschrank remote steuern, geht das nur mit von ISPs tolerierten Protokollen. Nach einem Firmware-Upgrade muss ich meinen bisherigen Remote-Freezer 3000 wegschmeißen, weil ich nicht mehr zu ihm kommunizieren kann - der Router blockt es.

Für Web-TV-Streams in fünf Jahren braucht man einen kompatiblen, mit dem Router kombinierbaren Fernseher. Man benötigt von ISPs lizensierte Telefone, weil die Schnittstellen nicht mehr universal sind, sondern proprietär und inkompatibel mit alten Telefonen.

Und ist Routerzwang gesetzlich etabliert, kann er im schlimmsten Fall auch auf andere Gerätschaften übergreifen. Gesetzlich wird nämlich oft von einem IAD (Integrated Access Device) geredet. Könnte so nicht auch ein "Zwangssmartphone" etabliert werden? Vielleicht kauft man bald nicht mehr den Vertrag zum Handy, sondern bekommt nur eine Auswahl an Handys für die 4 verschiedenen Verträge, die ein Anbieter im Portfolio hat - natürlich mit immer weniger Zugriffsrechten.

Ja ja, ich weiß, das ist eine sehr düstere Zeichnung der Zukunft. Aber sie ist möglich. Und kurioserweise - und deswegen setzt sich die FSFE auch so kräftig dafür ein - ist sie leicht abzuwenden. Gesetzlich müsste (fast) nur die TAE- oder Multimediadose als Netzabschlusspunkt definiert werden, wo das Netz des ISPs endet und das des Kunden beginnt - und zwar rigoros. Kunden sollen befähigt sein, jedes x-beliebige Gerät daran anzuschließen. So blieben Standards offen, Sicherheit eine für ISPs lohnenswerte Investition und der Wettbewerb zwischen Routerherstellern und ISPs bestehen. Alles andere ist für jeden Verbraucher Schwachsinn, denn von ISPs vorgeschlagene und betreute "Optionalrouter" kann es weiterhin geben, nur hat Jede/r die freie Alternative.

P.S.: Leute, die zum Routerzwang "Alles nicht so schlimm" sagen, unterscheiden sich in meinen Augen leider nicht groß von den "Ich hab nichts zu verbergen"-Sagern im Rahmen der NSA-Affären.


Zur Sicherheit: Michael Tremer, Leiter des IPFire-Projekts (FLOSS Firewall Distribution), hat schon sehr früh klar gemacht, dass auch die beste Firewall im internen Netz nichts bringt, wenn der Router abgeschlossen ist und man keine Gewalt darüber besitzt. Eben auch, weil Abschottung nicht Sinn der Sache ist und nicht jeder Traffic geschützt werden kann.

Disclaimer: Der Text ist kein offizielles Schreiben der FSFE, nur private Tipselei nach 24 Uhr in enorm müdem Zustand. Für offizielle Infos empfehle ich die Infoseiten der FSFE zu diesem Thema: https://fsfe.org/activities/routers


Quote
Und meiner Meinung nach schießt die FSFE halt desöfteren mal ein ganz klein wenig übers Ziel hinaus, also hinterfrage ich lieber mal bevor ich anfange ins gleiche Horn zu stoßen -was nicht heißt das ich generell schlecht finde was die Leute da machen, eher auch hier das Gegenteil.
Quote

Findest Du? Ich bin da wie eingangs erwähnt "leider" nicht neutral, würde mich aber sehr über ein paar Beispiele dazu freuen (PN maybe?). Und bitte nicht den Fehler machen und FSFE mit der nordamerikanischen FSF verwechseln ;)

Offline Lanzi

  • User
  • Posts: 1.779
Re: Zwangsrouter
« Reply #27 on: 2014/10/25, 13:35:55 »
Für alle, die ihre Zwangsbox nicht nutzen möchten, es aber tun, weil der ANbieter die Daten nicht ruasrückt, gibt es eine Chance, wenn es eine Fritzbos ist:

http://wiki.port23.de/index.php/Zugangsdaten_aus_einer_Fritzbox_auslesen