Hallo Holger,
also zunächst dachte ich mal: Woauh eh!
Einige Gedanken später wollte ich Dich für den Titel "Phrasenschwein des Monats" vorschlagen. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo in der Mitte. Ich möchte aber auch inhaltlich und nicht nur polemisch antworten, deshalb dies hier (Quelle: Wikipedia):
Mit diesem Versuch (von Hegel - ralfi), durch unverständliche Sprache tatsächlich fehlende inhaltliche Substanz vorzutäuschen, (hat) Hegel in der Philosophiegeschichte eine neue Epoche eingeleitet, die nicht auf Gedankenaustausch und Argumentation, sondern auf Beeindruckung und Einschüchterung ausgerichtet gewesen sei.
Ich kann es nicht besser ausdrücken. Und ja, ich finde es durchaus gut, danach zu streben, dass das eigene Handeln stets Leitlinie auch für andere sein könnte. Und ich kann beschreiben, was das sein könnte: Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit, Solidarität, Reduzierung des eigenen Egos, Hilfsbereitschaft, Achtung des Gegenüber, Streben nach Wissen und Erkenntnis. Vielleicht war ich ja auf dem Holzweg aber ich dachte, genau dies wäre Deine Kritik an der Politik.
Der Mensch ist nun aber leider nicht voll- sondern sehr unvollkommen.
Politik bedeutet die Kunst des Möglichen und hier vor allem das Suchen nach Mehrheiten und das Bohren dicker, dicker Bretter. Wenn wir uns vor Augen halten wie schwierig es bspw. in der eigenen Familie ist, seine eigenen Vorstellungen mehrheitsfähig zu machen und umzusetzen ohne diktatorisch aufzutreten - welche Aufgabe ist dies erst im größerem Rahmen!
Ich habe sicher auch nicht den Stein der Weisen gefunden, aber ich behaupte das auch nicht! Was ich damit sagen will und das ist - aufgemerkt ! - Kern meiner Kritik an diesem pauschalen Politik/er-Innen- Bashing: Die Dinge sind einfach viel zu kompliziert und vielschichtig als das man sie mit drei Sätzen, Pauschalismen ("Die Krise in Griechenland ist einfach Korruption"), Dämlichkeitsvorwürfen, Selbstmitleid, ("Ich bin es leid immer nur als die Mellkuh des States angesehen zu werden"), Selbstbetrug, ("DIE" machen doch eh was sie wollen) Korruptionsvorwürfen, Populismus etc.pp. lösen kann. Oder auch argumentativ nach dem Motto zu verfahren: "Eine starke Behauptung ist besser als ein schwacher Beweis" - siehe dem Hinweis, dass es Demokratie und Marktwirtschaft erst ab den 70er Jahren in der Bundesrepublik gibt. Das ist IMHO einfach nur grober Unfug.
Natürlich ist Kritik gerechtfertigt und notwendig. Staatsschuldenkrise, Demografie, Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums, Zukunftsfähigkeit von Wirtschaft und Bildung - alles Probleme, die dringend einer Lösung oder zumindest einer zukunftsfähigen Strategie bedürfen und über die man trefflich streiten kann. Ich bin aber immer noch der festen Überzeugung, dass wir im für uns besten aller nicht funktionierenden Systeme leben. Das sagt mir vor allem die Lebenserfahrung. Und ich habe bisher für mich selbst auch nirgendwo einen besseren Ansatz finden können.
Und ja, michaaa62, wir leben alle auf Kosten jener 6,3 Mrd. Menschen, welche nicht auf dem nordamerikanischen Kontinent oder in Europa leben. Das ist wahr, aber dafür habe ich auch keine Lösung.