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Author Topic: [DE] Sinn von Aptosid  (Read 23442 times)

Offline Lanzi

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[DE] Sinn von Aptosid
« Reply #15 on: 2011/01/28, 00:16:59 »
Jo :-)

Quote

Wenn man allerdings 2-3 Wochen damit warten kann, sich sein System zu zerschiessen, finde ich das experimental eigentlich aktuell und stabil genug.

Also den finde ich echt gut ;-)
ich meinte mit ironisch also Deine Art zu beschrieben, wenn mal was nicht läuft. Du verpackst das wirklich nett :-)

Ich meine Du hast im Grunde eine unmögliche Ausgangssituation: Enormes Fachwissen, bei weitem über dem von 90% der Leser hier im Forum, aber Du bist Anfangs Neuling in Sachen Sid gewesen. Dein großes Vorwissen führte nat. zu Gewohnheiten (je länger man etwas kennt, desto unflexibler wird man ja oft) und einem gewissen Anspruch, der manchmal mit "the Debian-Way" leicht kollidiert. Dennoch denke ich, dass Du hier eine ganz zufrieden sein wirst. Wenn Du erstmal den ersten Freeze "überlebt" hast, wirst Du Dich über die Geschwindigkeit hier wundern und den nächsten Freeze auch wieder gelassener sehen.

Quote

An der Qualität der Pakete ändert der Lagerort ja nicht wirklich was.

Soweit ich weiß muss ein Packet für SID neu gepackt werden. Es handelt sich also nicht nur um einen anderen Lagerort.

Zum Thema Ubuntu kann ich nicht viel sagen (kenne ich nicht), außer das man viel Unmut momentan mitbekommt. In 5-6Jahren Jahren SID hatte ich nie das Bedürfnis nach was anderem. Die Maintainer hier und auch alle der Vorgänger-Distries leisten einen tollen Job und verfügen über jede Menge Know-How. Insofern bist Du hier völlig richtig gelandet und auch sicherlich sehr willkommen!
Ich lese Deine Beiträge zumindest alle sehr gerne und wundere mich gelegentlich immer, woher Du das alles weißt ;-)

DonKult

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Sinn von Aptosid
« Reply #16 on: 2011/01/28, 01:24:49 »
Quote from: "Lanzi"
Quote

An der Qualität der Pakete ändert der Lagerort ja nicht wirklich was.

Soweit ich weiß muss ein Packet für SID neu gepackt werden. Es handelt sich also nicht nur um einen anderen Lagerort.


Stable ist ein wie der Name schon sagt äußerst stabile Momentaufnahme des testing-Zweiges zum Releasezeitpunkt. Ziel des testing-Zweiges ist es eigentlich zu jeder Zeit qualitativ so hochwertig zu sein, dass man sich übernacht entscheiden könnte morgen einen release zu machen. Das ist natürlich totale Utopie wenn man Debianmassstäbe ansetzt, viele andere Distros geben sich mit dem aber schon zu frieden. Pakete aus unstable haben nur ein Ziel: Nach einer zumeist 10-tägigen Testphase nach testing zu kommen und damit Teil des nächsten stable Releases zu sein. In einer perfekten Welt wäre alles was nach unstable kommt also bereits perfekt, käme nach testing und alle wären froh. Natürlich machen Menschen Fehler, die sich dann in Pakete einschleichen und (optimalerweise) in unstable enddeckt werden bevor sie nach testing wandern. Das ist auch der Grund warum es momentan so frostig ist: Pakete die jetzt noch für den kommenden Release korrigiert werden müssen, müssen durch unstable durch und dort auch möglichst getestet werden. Wenn wir in unstable jetzt aber schon mit neuem Unterboden rumspielen würden, dann würde das Paket am Ende gar nicht mehr den Weg nach testing finden - oder einfach nur ungetestet hochwandern. Das wäre schlecht!

Daher wandern ein paar Experimente in abgeschiedene Repositories oder eben nach experimental. Von dort wandert nicht automatisch nach oben, die Pakete müssen daher keinen Releasequalität haben, was man bisweilen auch spüren kann.


Nun gibt es Bestrebungen das CUT Projekt durchzuführen - also quasi ein aptotesting um es mal ganz einfach zu sagen - das unterliegt aber den selben Freezezuständen wie die anderen Archive auch.

Wichtig ist dabei eben einfach, dass die Arbeitszeit aller Debian Entwickler begrenzt ist - wenn man also "zulässt", dass die weiter mit dem neuesten Zeugs rumspielen statt sich auch ein bisschen darum zu kümmern, dass das aktuell auch halbwegs benutzbar ist, dann muss man irgendwo einen Schnitt machen und es Freeze nennen. "Der Freeze ist zu ende wenn wir fertig sind. Schneller wenn du mithilfst!"


Übrigens: Auch wenn die Vermutung nahe liegt: Nach dem Release von Debian öffnen sich natürlich nicht in unstable direkt die Tore zur Hölle. Nach dem Release ist vor dem Release - also beginnt auch dort wieder die Koordinierungsarbeit des Releaseteams, sodass wir wohl nicht mit allem gleichzeitig überrollt werden. Die Updatefrequenz wird sich nur wieder deutlich erhöhen und man wird eventuell Warnungen aussprechen müssen - also langsam wieder dran gewöhnen das Forum mit den Warnungen zu lesen, den eines ist klar, ich haue euch diesen Thread um die Ohren wenn sich auch nur einer beschwert, dass das bei einem Upgrade (trotz Warnung) das System geschrottet wurde und jeder nach weniger aber dafür stabilieren Aktualisierungen schreit… ;)

Offline agaida

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Sinn von Aptosid
« Reply #17 on: 2011/01/28, 06:03:50 »
Quote from: "Lanzi"
Jo :-)


Quote

Ich lese Deine Beiträge zumindest alle sehr gerne und wundere mich gelegentlich immer, woher Du das alles weißt ;-)


Das kommt eigenlich daher, dass ich immer versucht habe, auch zu verstehen, was ich mache. Der ein wenig überstürzte Wechsel von Ubuntu auf Arch hat viel gebracht. Das war eine Rosskur ohne gleichen. Gleichzeitig kam meine Unzufriedenheit über die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit voll zum tragen. Unter Windows war ich soweit, dass ich eigentlich alles machen konnte, was ich wollte, ohne groß nachdenken zu müssen. Unter Linux bin ich bei spätestens jedem zweiten Schritt auf die Nase gefallen. Das konnte und wollte ich so nicht hinnehmen.

Der Rest ist einfach: Es wird halt gelernt, was man grade so braucht. Das ist zwar chaotisch und erinnert vom Weg her irgendwie an Brownsche Molkularbewegungen. Da die Menge dessen, was ich nicht weiss, irgendwie nicht abnimmt, ist für die nächste Zeit halt für viel Abwechslung gesorgt. Langsam aber sicher komme ich auch wieder zum produktiven Arbeiten und falle nicht mehr über jeden Kiesel, der im Weg rumliegt. Es ist schon blöd, wenn man über 20 Jahre eine hochinteressante Entwicklung einfach nur verpennt hat.
There's this special biologist word we use for "stable". It's "dead". ~ Jack Cohen

Online towo

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Sinn von Aptosid
« Reply #18 on: 2011/01/28, 07:42:46 »
@agaida
Ich hab mir mal erlaubt, den Doppelpost zu löschen.
Ich gehe nicht zum Karneval, ich verleihe nur manchmal mein Gesicht.

Offline agaida

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Sinn von Aptosid
« Reply #19 on: 2011/01/28, 07:47:25 »
Danke, war nicht bewusst, sollte eigentlich ein Edit werden.
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Offline bluelupo

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Sinn von Aptosid
« Reply #20 on: 2011/01/28, 10:01:21 »
Hi Lanzi,
Quote from: "Lanzi"
@agaida
Gelegtenlich mag ich Deinen ironischen Stil sehr :-)

...ich auch und die schönen Erlärung dazu auch ;-)

Quote from: "Lanzi"

[...]
Ich bin schon etwas länger dabei und ich denke, alle 2 Jahre verkraftet man auch den Freeze. Klar sind wir durch das Rolling Release alle verwöhnt, und jeder BRAUCHT schienbar immer das Neuste. Aber selbst wenn der Freeze mal 8 Monate dauert, das ist doch okay. Kaum eine andere Distri hat alle 6 Monate was neues auf dem Feuer!

Ich verkrafte durchaus ein Freeze alle zwei Jahre, aber keinen der sich über ein halbes Jahr hinzieht. Darum auch mein Vorschlag wie ich mir das vorstellen würde. Ich kann mir nicht vorstellen das die Debianer nicht schon mal mit diesen Vorschlägen konfrontiert worden sind. Im Sinne der SID-Nutzer ist ein 6-monatiger Freeze fast schon ein "stable" Zustand. Auch Experimental ist da nicht wirklich eine Lösung, weil es nur eine Untermeng der Pakete von SID enthält.

Quote from: "Lanzi"

Für die ganz neuen hier vlt. noch der Tipp, nicht gleich in den ersten Tagen nach dem Freeze das DU zu machen. Lasst  Euch ruhig ne Woche Zeit. Die Geduld zahlt sich aus, wenn man nicht so bewandert ist.

...mit Sicherheit werde ich das tun. Allenfalls mit einer virtuellen aptosid-Maschine werde ich einen D-U am ersten Tag nach dem Freeze versuchen.

Quote from: "Lanzi"

@Bluelupo:
Deine Idee finde ich konstuktiv und gut. Vermutlich wird es aber sehr schwer sein, derart lang aufgebaute Strukturen zu ändern.

Lanzi, mich würde interessieren wo ich so einen Vorschlag auf die Debianer mal "loslassen" könnte?

Offline agaida

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Sinn von Aptosid
« Reply #21 on: 2011/01/28, 10:30:37 »
@Lanzi, @Bluelupo:
Die eigentliche Frage nach einer anderen Institution als das experimental wäre für SID-Nutzer ja nicht schlecht, und jetzt das große ABER: Es widerspricht zutiefst der Debian-Philosophie, wie ich sie bis jetzt verstanden habe. Für die Debian-Sachlogik ist der Zustand, wie er jetzt ist, eigentlich fast ideal und schlüssig. Da muss man nichts dran ändern und das werden die Buben auch nicht tun.

Dass man als SID-User, der ja so eigentlich nicht vorgesehen ist, ein wenig auf dem Schlauch steht, ist die andere Frage, die aber die große Masse der Debianer nicht wirklich bewegen wird. Das Wandern der Pakete von Experimental nach Sid wäre allenfalls ein Ansatzpunkt, wo ich eine Chance sehe, steuernd einzugreifen, wenn man einen sauberen Updatepfad hinbekommt. Der dürfte aber machbar sein.

Die Einrichtung eines apto-sid's (entschuldigt, ich konnte nicht anders), was dann aus dem Experimental befüttert werden muss, hätte einen gravierenden Nachteil - Es muss gepflegt werden, dazu braucht man Man- und Rechenpower. Wer sollte das tun und aus welchem Grund bzw. mit welcher Zielrichtung. Das hätte doch nur dann Sinn, wenn die Entwicklung 1:1 zu Debian zurückfließen würde, was allerdings auf Seiten Debian Ressourcen binden würde, die die Buben zur Fertigstellung des Releases brauchen. Von daher wird sich die Begeisterung dieser Seite in engen Grenzen halten.

Der andere Fall, ein Paketeschieben in ein eigenes Rep, ist ohne regelmäßige Wartung auch sinnfrei. In diesem Fall müssten die Bugs in Richtung der Projekte gehen, die aber in ihrer Arbeit in diesem Moment auch auf Experimental ausgerichtet sind. Das würde auch da Mehrarbeit bedeuten. Der einzige Fall, der ein solches Vorgehen in meinen Augen rechtfertigen würde, wäre die Entfernung grober Fehler aus Experimental-Paketen. Sprich: Melden, Patchen, Testen, Patch ans Projekt und das Kompilat mit Sourcen ab ins eigene Rep, ohne den Updatepfade zu brechen. Da wäre ich allerdings dafür.

Und schwupps sind wir wieder bei den Ressourcen.
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Offline bluelupo

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Sinn von Aptosid
« Reply #22 on: 2011/01/28, 12:01:52 »
@all: Was mir als Idealzustand vorschwebt bezüglich der Aufteilung Debian-Repositories könnte ich aus Anwendersicht in etwa so umschreiben (ich träum mal ein bisschen).

    ● Brandnew-Repository (Experimental) für neu ankommende Packetversionen die automatisch nach einer dreiwöchigen Verweildauer nach Unstable wandern

    ● Uptodate-Repository (Unstable) für die weitere Fehlersuche in den jeweiligen Paketen die automatisch nach einer dreiwöchigen Verweildauer nach Testing wandern

    ● PreReady-Repository (Testing) als Sammelstelle für das zukünftige Stable-Release. Hier stoppt das wandern der Pakete wird aber spätenstens nach 9 Monaten (manuell angestossen) zu einem Stable Release.

    ● Ready-Repository (Stable) ist für einen Zeitraum von 9 Monaten das stabile aber auch die älteste Version von Debian

    ● Generell sollte es für alle Repositories (ausser Experimental) einen Debianinstaller geben

Offline hubi

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Sinn von Aptosid
« Reply #23 on: 2011/01/28, 12:30:40 »
Zwei Stufen zwischen Maintainer-Upload und Testing? Sechs Wochen Quarantäne statt 10 Tagen?

Dann ist Unstable schlimmer als Testing jetzt.


Neunmonatiger Release von Stable?

@bluelupo: willst du Debian für Server killen?

hubi

Offline Lanzi

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Sinn von Aptosid
« Reply #24 on: 2011/01/28, 14:46:17 »
Ich denke, dass eine sachliche Diskussion immer gut ist. Blulupos Ideen finde ich durchaus konstruktiv und natürlich auch reizvoll. Allerdings ist der Einwand mit der Machbarkeit und der Manpower (wie sage ich sowas auf Deutsch...? ;-) ) natürlich das wesentliche Gegenargument.

Der konstruktiveste Weg wäre vlt bis nach dem Release von Squeeze zu warten und dann mal alles auf der Mailingliste vorzutragen. Bis dahin könnten wir hier ja ein wenig an der Formulierung (auf Englisch) und nat. den Vor- und Nachteilen Feilen!

Vorteile:
- kürzeren bzw. keinen Stillstand bei SID
- Synergieeffekte sind möglich, da eher Fehler gefunden werden, da mehr Leute neue Software testen (fast niemand testet experimentalpackete, SID aber durchaus ne Menge)
- ...

Nachteile
- zu kurze Zyklen bringen Nachteile bei der Fehlersuche
- Manpower wird evtl. bei Testing abgezogen
- Hubis Einwand, dass Serveradmins eher längere Zyklen wünschen

Bitte vervollständigen :-)

@Blulupo: Wenn es mal nur 6 Monate wären ;-)

DonKult

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Sinn von Aptosid
« Reply #25 on: 2011/01/28, 16:16:15 »
Ich möchte euch etwas erzählen: Einigen (!) Anwendern ist der durchschnittliche Releasezyklus von 2 Jahren noch viel zu kurz! Mir wurde z.B. von einem franz. Energiekonzern erzählt, der auch Atomkraftwerke am laufen hat und der würde sich tierisch freuen wenn des Release nur alle 5 Jahre oder so gäbe -- oder man wenigstens von lenny auf lenny+2 direkt updaten könnte… Der 6-monatige Releasezyklus von Ubuntu ist nicht nur ein Kraftakt für das man einiges an "Humankaptial" (da hast du dein Unwort des Jahres von 2004 Lanzi) benötigt sondern ist auch viel zu schnell für Firmen oder sogar den "normalen" Anwender. Daher haben die das "Stiefkind" LTS…

Welchen Grund hat der Durchschnittsanwender den alle 6 Monate ein "neues System" zu erlernen? KDE3 auf KDE4 ist schließlich zwar nicht schwer, aber doch schon ein Schritt - und wofür, wenn das alte System schon alles tut was ich möchte?

Debians Ziel ist es einfach nicht immer den neusten Stoff in die Adern der Upgrade-Süchtlinge zu pumpen - wer das möchte ist wohl oder übel bei einer quellbasierten Distribution besser aufgehoben. Debian geht es verkürzt darum viele tausend einzelne Programme zu einem Gesamtkunstwerk zusammenzustellen. Wahrlos tausende Pakete in die Umwelt zu blasen ist relativ einfach, sie aber aufeinander abzustimmen und nutzbar zu machen wo auch immer man sie einsetzen möchte ist harte Arbeit - die im Vergleich zu den Nutzerzahlen immer weniger machen. Und gerade dieses machen ist ein Grundprinzip von debian: Wer es macht darf auch entscheiden. Wir können hier also sehr lange drüber reden wie schön es wäre wenn 2 + 2 = 5 wäre (was es bekanntlich momentan nur für sehr große Werte von 2 ist), aber am Ende muss damit jemand anfangen und ich sehe nicht, dass in absehbarer Zeit eintreten wird. Immerhin gibt es kein Gesetz was festschreibt das der Freeze 6 Monate oder länger dauern muss. Wenn genug Leute helfen würde könnte der Freeze auch nur 2 Stunden dauern, die Sache ist halt nur, dass es eben 6 Monate dauert bis die notwendigen Arbeiten abgeschlossen sind. Ich würde mich also weniger drauf versteifen auf Biegen und Brechen ein neues not-freezed Archive einzuführen, was im Endeffekt doch relative langweilig sein wird, weil die größeren Entwicklergruppen bereits genug damit zutun haben überhaupt die bisherigen Inputs zu verarbeiten. Das manche da noch was nach experimental oder inoffizielle Archive hochladen kann man vielleicht als Entspannungsübung bezeichnen, nicht als normale Qualitätsarbeit für unstable gedacht, siehe z.B. digikam…


Und noch was: Eine automatisches "Aufsteigen" aus experimental - das wollt ihr nicht! In experimental treibt sich einiges herum, was seinen Namen durchaus verdient und trotzdem für eben solche Experimente dort sein muss. Wer da nicht weiß was er tut schrottet sein System schneller als man kucken kann. Wenns überhaupt klappt, den ich glaube geschätze 10 von 12 Monaten im Jahr wäre ein dist-upgrade gegen experimental gar nicht möglich…

Offline bluelupo

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Sinn von Aptosid
« Reply #26 on: 2011/01/28, 20:38:17 »
Hi DonKult,
Quote from: "DonKult"
Ich möchte euch etwas erzählen: Einigen (!) Anwendern ist der durchschnittliche Releasezyklus von 2 Jahren noch viel zu kurz! Mir wurde z.B. von einem franz. Energiekonzern erzählt, der auch Atomkraftwerke am laufen hat und der würde sich tierisch freuen wenn des Release nur alle 5 Jahre oder so gäbe -- oder man wenigstens von lenny auf lenny+2 direkt updaten könnte…

ich denke das ist der Knackpunkt bei Debian, die weit auseinandertriftenden Anforderungen der einzelnen Anwendergruppen. Meiner Meinung kommt Debian auf lange Sicht nicht darum herum zwei Release einzurichten. Ein topaktuelles Release (wie oben angesprochen) für den Endanwender und eines für konservative kommerzielle Anwender. Ich finde das Debianprojekt in seinem momentanen Zustand immer etwas schwerfällig in seinen Entscheidungen und wenig anpassungsfähig.
Quote from: "DonKult"

Der 6-monatige Releasezyklus von Ubuntu ist nicht nur ein Kraftakt für das man einiges an "Humankaptial" (da hast du dein Unwort des Jahres von 2004 Lanzi) benötigt sondern ist auch viel zu schnell für Firmen oder sogar den "normalen" Anwender. Daher haben die das "Stiefkind" LTS…

Klar für Firmen ist ein langer Releasezyklus das einzig wahre und berechtigt.

Quote from: "DonKult"

Welchen Grund hat der Durchschnittsanwender den alle 6 Monate ein "neues System" zu erlernen? KDE3 auf KDE4 ist schließlich zwar nicht schwer, aber doch schon ein Schritt - und wofür, wenn das alte System schon alles tut was ich möchte?

Wir hier sind doch keine Durchschnittsanwender? Fast alle hier Forum versammelten User haben doch schon passables Wissen über aptosid bzw. Debian. Ich denke schon das viele SID-User sich einen kürzeren Freeze-Zeitraum und somit auch einen kürzeren Realsezyklus von Debian wünschen.


Quote from: "DonKult"

Debians Ziel ist es einfach nicht immer den neusten Stoff in die Adern der Upgrade-Süchtlinge zu pumpen - wer das möchte ist wohl oder übel bei einer quellbasierten Distribution besser aufgehoben.

Nein ich will nicht zu Gentoo oder Arch wechseln und meine Zeit mit kompilieren des KDE verschleudern. Ich mag das Paketmanagement apt/dpkg von Debian und finde es Klasse und will auch dabei bleiben.

Quote from: "DonKult"

Debian geht es verkürzt darum viele tausend einzelne Programme zu einem Gesamtkunstwerk zusammenzustellen. Wahrlos tausende Pakete in die Umwelt zu blasen ist relativ einfach, sie aber aufeinander abzustimmen und nutzbar zu machen wo auch immer man sie einsetzen möchte ist harte Arbeit - die im Vergleich zu den Nutzerzahlen immer weniger machen.

Stimmt das hast du Recht. Man müsst dazu verstärkt Leute "anheueren" um die diejenigen dies jetzt tun zu entlasten.

Quote from: "DonKult"

[...]
Wenn genug Leute helfen würde könnte der Freeze auch nur 2 Stunden dauern, die Sache ist halt nur, dass es eben 6 Monate dauert bis die notwendigen Arbeiten abgeschlossen sind.

...eben darum mehr Manpower investieren und ich denke es würden sich auch viel Leute dazu bereiterklären diese Arbeiten zu übernehmen, wenn dazu immer "Anheuerungsaktionen" angestossen würden.

Quote from: "DonKult"

Und noch was: Eine automatisches "Aufsteigen" aus experimental - das wollt ihr nicht! In experimental treibt sich einiges herum, was seinen Namen durchaus verdient und trotzdem für eben solche Experimente dort sein muss.

Man braucht halt immer einen aktuellen Backup von seinem System, dann man das auch wagen ;-)

Offline devil

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Sinn von Aptosid
« Reply #27 on: 2011/01/28, 21:03:23 »
jedes mal wenn mir ein debianer über den weg läuft, rede ich irgendwann über freeze. auch innerhalb debian wird das seit jahren (meist während des freeze) diskutiert. je nadem wen man anspricht, kriegt man verschiedene antworten: das geht von: 'geh weg, alles neuer als oldstable ist eh des teufels ' bis hin zu 'ein zwischengeschobenes repo zur zeit des freeze wäre toll'. allen gemeinsam ist aber: 'wo willst du die arbeitslosen coder hernehmen?'
in den letzten jahren ist vielen debianern bewusst geworden, dass ihnen eventuell die kundschaft wegläuft wenn sie sich weiter hauptsächlich um server kümmern und den desktop vernachlässien. reaktionen darauf sind unter anderem CUT und der Derivates Desktop und die vereinfachten möglichkeiten, offiziell debian developer zu werden. zumindest an den letzten beiden sind wir nicht unschuldig.
debian hat durchaus erkannt, daß habndlungsbedarf besteht angesichts vieler derivate. allerdings ist keine lösung in sicht für einen verträglicheren freeze. debian ist ein kompliziertes biest und einfache lösungen wird es nicht geben. wichtig ist aber dass lösungen überhaupt gewünscht sind; das war vor ein paar jahren noch nicht selbstverständlich.

greetz
devil

Offline agaida

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Sinn von Aptosid
« Reply #28 on: 2011/01/28, 21:31:28 »
Ich hab noch was geschrieben dazu, müsste dass aber noch mal gegenlesen. Deswegen jetzt live und in Farbe: Wo ist eigentlich das Problem?

Ein Hauptärgernis von Debian hat slh recht genial für uns aus dem Weg geräumt. Auch wenn ich mit der BKL-Entscheidung nicht glücklich bin. Das macht aber nichts, das ist ein Schalter. Kompilieren können ist meines Erachtens eine der wesentlichen Grundkenntnisse eine (Unix-)Linux-Nutzers. Als ich mit Unix angefangen hab, war das auf jeden Fall noch so.

Im Gegensatz zu dem wunderbar beschi..enen System von SCO, bei dem zumindest ein Compiler mit dabei war (bei Sinix musste der extra gekauft werden), haben wir bei Linux auch noch alle Quellen dazu. Was spricht also dagegen, ein Paket zu kapern, aktuelle Quellen drunter zu packen und das Zeug mit einem wie auch immer gearteten Werkzeug zu einem Paket zu fuckeln. Natürlich wird es am Anfang ein paar kleinere Rückschläge geben, für meinen ersten Kernel, der ansatzweise das machte, was ich wollte, habe ich satte 3 Wochen gebraucht. Das war Arch, da geht die Einarbeitung schneller, aber ich habe in der Zeit mehr Kernelpanics gesehen als BSODs in all den Jahren zuvor zusammengenommen. Damit das Ganze nicht zu dröge wird, versucht man sich mal an Sachen wie Gimp, für Fortgeschrittene dann mal einen TB oder FF, Xorg-Server standen auch mal eine Zeit lang hoch im Kurs. Für jedes dieser beknackten Pakete habe ich, teilweise mit ein paar kleineren Patches, jeweils mehrere Tage gebraucht. Im Endeffekt  hatte ich aber dass, was ich wollte - aktuelle Software.

@Bluelupo: Du sprichst davon, dass man für solch ein Unterfangen mehr Manpower bräuchte. Ich denke, ich kann kompilieren, Du sicherlich auch, ein paar andere werden sich auch noch finden, die dessen mächtig sind oder sich diese Fähigkeiten aneignen können oder wollen. Dass muss dann so aber auch passieren. Das ist der Motor, der Arch und Gentoo am Leben erhält. Was bei debian fehlt, ist einfach die Kultur der gepflegten Anarchie und des Ungehorsams. Wenn mich was stört, dann ändere ich das, ohne Rücksicht auf Verluste. Das habe ich bei Arch gelernt und bin dafür sehr dankbar.

Grade kam noch das Posting von devil rein, das einige Sachen auf den Punkt bringt - die Hauptfrage ist: Wer soll es tun? Damit haben Quellbasierte Metadistributionen einfach kein Problem. Irgendjemand fuckelt an ein paar Steuerdateien rum und gut ist's gewesen. Das Zeug kann und muss eh jeder selbst kompilieren, das können also alle. Problem gelöst. Dieser Vorgang kommt mir bei Debian immer so vor, als müsse ich mir meine Jeans mit Gabel und Messer anziehen. Einen Fehler darf man meiner Meinung nach nicht begehen - alles und jedes der Distribution überlassen. Damit nimmt man sich selbst auf Dauer die Handlungs- und Entscheidungsfreiheit. Es spricht auch nichts dagegen, das Rad mehrmals neu zu erfinden. Erlaubt ist, was Spass macht. Dazu muss eine Plattform geschaffen werden. In Ubuntu ist das Launchpad, in arch das aur. Obwohl ich damit nicht konkurieren kann, ich hab mein Repo nicht ohne Grund dur genannt. Das, was bei Arch geht, wäre für Debian auch Praktikabel. Das einzige, was zentral zwischengelagert werden muss, sind die jeweiligen debian-Verzeichnisse und eventuelle Tar-Bälle. Nicht mehr, nicht weniger. Dass es problemlos möglich ist, solche Sachen wie eine Paketaktualisierung gegen ein Projekt im Paket zu integrieren, zeigt slh in seinem Kernel auf vorbildliche Art und Weise. Das würde nur bedeuten, dass man die Pakete eines "dur" durch ein oder zwei targets ergänzt und die Sache ist gegessen. Das könnte dann so ablaufen:
Code: [Select]

debian/rules get-orig-sources
debian/rules setup
dch ...
debuild -jXY
debian/rules put-pkg # ab mit dem Zeug in ein lokales Repo


dazu noch ein oder zwei Scripts wie
Code: [Select]

dur-get-pkg Paket # holt sich das benötgte Zeug und packt es in die lokale Verwaltung, wie die auch immer geartet ist.

Da aber kaum jemand zu solchen Waffen greift, kann der Leidensdruck doch so hoch nicht sein, oder?
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cid-baba

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Sinn von Aptosid
« Reply #29 on: 2011/01/28, 23:08:24 »
hallo agaida,

bitte beachte: viele User verfügen nicht über deine Sachkenntnis und Erfahrung - du hast selbst geschrieben, dass du zum "Kerneln lernen" 3 Wochen gebraucht hast. Und ich denke, dass viele User hier nicht die Zeit und den Nerv haben sich da reinzufuchsen...

Das schöne an Linux ist doch: Es gibt die Auswahl! Wer vom Debian-Freeze genervt ist kann ja zu Gentoo oder Arch wechseln - das kostet ihn eben ein bisschen mehr Zeit und Arbeit.

Aber: Ich hab die Zeit dazu nicht. Mich mal 2-3h mit nem schief gegangen D-U auseinandersetzen okay, das macht mir nix aus, und die Zeit nehme ich mir weil ich auf dem aktuellen Stand der Dinge sein will. Aber ich hab nicht die Zeit und den Nerv ALLES selber zu machen.

Ich bin sehr dankbar, dass das andere, nämlich die Debian-Entwickler, für mich tun. Dafür muss ich doch in Kauf nehmen, dass die sich ihrer Zeit nach ihrer Philosophie einteilen. Und zu der Philosophie gehört der Freeze eben dazu. Es wird ja keinem der Kopf abgerissen dem das nicht passt, es steht jedem frei zu gehen...

Im Einzelfall bastel ich eben ein kleines Paket selbst. Aber für vll. 95% der Pakete gilt doch (selbst in Sid): "apt-get x", installiert sich und läuft - ohne das ich noch irgendwelche Steuerdateien bearbeiten und wer weiß was kompilieren muss. Das mag Bequemlichkeit sein - aber für dieses super Service bin ich auch bereit mal ein halbes Jahr zu warten ;)