Rate mal, woher die Sachkenntnis kommt. Ich hab mit Linux vor 1 1/2 Jahren angefangen. Eines schönen Tages meinte man bei uu.de genau das, was Du geschrieben hast, auch mir empfehlen zu müssen. Das hab ich dann auch getan. Ich war so angepisst, dass ich kurzerhand all meine Probleme mit Ubuntu schnell mit den mir damals zur Verfügung stehenden Mitteln löste: rm -rf /.
Durch Zufall landete ich bei Arch, nachdem ich festgestellt hatte, dass ich und Gentoo zu diesem Zeitpunkt keine Freunde werden würden. Der Rest war einfach, schon die dritte Installation klappte wie am Schnürchen. Ich muss zugeben, dass ich die für erste Installation in den Superdau-Modus geschaltet hatte. Selbst mit dieser kam ich irgendwann in X, saget mir, das es das nicht sein könne, probierte den Tipp mit RTFM, setzte noch mal auf, diesmal schon deutlich gezielter, um dann ein 3. Mal zu starten. Bei dieser Installation hatte ich die gröbsten Klopfer vermieden und konnte auch in Ansätzen nachvollziehen, was ich getan hatte.
Ich gebe zu, dass Wut, Frust und Trotz mein Hauptantrieb waren. Die 3 Wochen kamen ungefähr so zu Stande: Lernen wie man eine Build-Umgebung aufsetzen - 2-3 Tage, nachfrickeln, dass man die auch wirklich funktionsfähig bekommt: 2 Tage. Viel Zeit für das Kennenlernen der Werkzeuge. Die meiste Zeit ging dann dabei drauf, festzustellen, dass man nur mit Schaltern spielen sollte, die man verstanden hat. Ein Unterfangen, das man mit 0 Ahnung dann recht sperrig in Form von Kernel-Panic als Rückmeldung lernt. Das Kompilieren an sich war nicht das Problem, nur diese vielen Optionen. :twisted:
Ich hab mir die Zeit einfach genommen, ich brauchte Linux unbedingt im Projekt, rein für privat hätte ich auch die Segel gestrichen. Immerhin hatte ich ja ein tadellos funktionierendes Windows auf der anderen Seite, von wo aus ich am Rest des Projekts weiterarbeiten konnte. HTML, PHP und CSS ist es meist furchtbar egal, auf welchem Betriebssystem sie missbraucht werden. Ein Indianer hat da schon andere Ansprüche.
Dass kaum jemand freiwillig so einen Dauer-Crash-Kurs freiwillig macht, ist klar, ich habe damals aber keine andere Chance gesehen. Und eins ist sicher. Ohne diesen Hintergrund wäre ich im Ende nicht bei debian gelandet, der Stand ist jetzt der: Ich baue nur noch dann, wenn ich unbedingt muss oder aber als Hobby. Im Hinterkopf zu wissen, dass ich notfalls eigentlich alles aus Quellen selbst aufbauen könnte, wenn es irgendwann mal notwendig sein sollte, beruhigt ungemein.
Natürlich ist es schön, aktuell zu sein, funktionierend aktuell ist aber geiler. Und ich mache mich wahrscheinlich unbeliebt, aber es gibt eigentlich nur 2 Features bis jetzt, die mit aktuell in aptosid mit KDE fehlen, die aber mit 4.6 kommen werden: Den Bildschirm nicht nur durch Ziehen eines Fensters zum Rand halbieren, sondern vierteln zu können und ein etwas menschenfreundĺicherer Delphin, in dem die Ordnerfunktionen mehr nach meinem Gusto funken. Der Pim funktioniert und sieht schick aus, das ist sehr schön und akonadi nervt nicht mehr so. Da kann ich mich zurücklehnen und in Ruhe drauf warten und freuen.
Und so altbacken finde ich aptosid wirklich nicht. Wenn man allerdings über den frickelplatz hinausgehend einen Mechanismus schaffen könnte, mit dem man einfach auch mal aktuellste Sachen, egal welcher Qualität im Zugriff hätte, würde mich das freuen. Ein kleines Beispiel findet sich in meinem Rep. Ich habe mich in die Produkte von syntevo "verliebt" und SmartGit und SmartSVN auch gekauft. Jetzt gibt es aber keine debian-Pakete dafür. Die Installation über tar-ball ist mir zu blöd. Also habe ich mit den Jungens gesprochen, was sie von debian und arch-Paketen halten würden. Das sind bis jetzt die inoffiziellen Ergebnisse, die erst mal mein Leben leichter machen. Änderungen werden in das Paket übernommen, auf meinen Debian- und Ubuntuinstallationen kommt das Zeug dann per apt-get upgrade rein, in Arch dann per pacman -Syu. Das war mir die Arbeit wert und andere Leute sehen das eventuell genau so. Im Gegenzug hab ich natürlich auch den einen oder anderen Wunsch geäußert, der (es waren Kleinigkeiten) dann auch mit auf die Wunschliste genommen wurde.
Wegen solchen Kleinigkeiten die Distribution zu wechseln, finde ich persönlich etwas schwachsinnig. Es wird überall mal Kleinigkeiten geben, die nicht passen. Das macht man dann passend und gut ist. Wenn ich mich an die Ubuntu-Diskussionen erinnere: "Knöpfchen links" und lila Hintergrund - wegen so was die Distri zu wechseln, empfinde ich als kindisch, allenfalls als spätpubertär. Das habe ich dann auch so geschrieben, seitdem gelte ich bei einigen Leuten als arrogante Sau und Hardcore-Linux-Betonkopf, der die "Probleme" normaler User nicht versteht. Das Argument 5 min Forensuche vs. 2-3 Stunden neu aufsetzen wurde irgendwie nicht angenommen. :twisted: